Liebe geht durch den Magen
Ich bin Single. Und zwar schon eine ganze Weile. Nach unzähligen Date-Fiaskos mit Fake-Rolex-Trägern, Philosophie-Studenten, die wahrscheinlich seit Monaten nicht mehr NICHT stoned waren, Beziehungsphobikern und eifersüchtigen Klammeräffchen hatte ich endlich mal wieder jemanden kennen gelernt, der irgendwie anders war. 32, gutaussehend, humorvoll, erfolgreich und klug… einfach zum Dahinschmelzen. Zwei Dates hatten wir schon erfolgreich überstanden, einen beschwipsten Cocktail-Abend und einen verregneten Kinobesuch am Nachmittag. An den Film erinnere ich mich nicht mehr, wohl aber an unseren ersten Kuss und ganz viele Schmetterlinge im Bauch.
Um die Schmetterlinge zu füttern, lud ich ihn ganz klassisch zum Kochen zu mir nach Hause ein. Er fand die Idee super. „Endlich mal eine Frau, die noch kochen kann, du willst gar nicht wissen, wie wenige Mädels überhaupt noch ein Rührei zu Stande bringen.“ Verdammt, der Rührei-Plan war also gestorben… und was Anderes kann ich nicht. Meine Jugend habe ich mehr in Clubs und Bars verbracht anstatt mich wie eine gute Hausfrau in der Küche an Gänsebraten und Parfaits zu üben. Aber zu spät, einen Rückzieher konnte ich nicht mehr machen, ohne mich dabei komplett zu blamieren.
Mit der Google-Suche zum Pesto-Rezept
Ich entschied mich also dazu, mit möglichst wenig Aufwand und Risiko das Maximum an Eindruck zu hinterlassen. Die Google-Suchanfrage spuckte ein Rezept für „Pesto von grünem Spargel zu Pasta und Garnelen“ aus. Gesagt, getan. Ich ließ 36 Euro im Supermarkt (inklusive drei Flaschen Weißwein) und kam voll motiviert mit einer Einkaufstüte voller Pasta, Spargel, Kürbiskernen, Garnelenschwänzen, Parmesan und Knoblauch nach Hause. Würde schon werden.
Nach geschlagenen zwei Stunden im Bad erwartete ich Mr.Perfect frisch geföhnt und perfekt gestylt in der Küche. Punkt acht Uhr klingelte es an der Tür und da steht er. Der Mann meiner Zukunft (hoffentlich) mit einer Flasche Weißwein in der Hand. Der Abend konnte ja nur gut werden… jetzt musste ich nur noch ein bisschen Nudeln kochen. Kann ja nicht so schwer sein.
Nicht vom Kochen ablenken lassen
„Olivenöl erhitzen, Thymian, Rosmarin, Knoblauchzehen und die Spargelspitzen kurz anbraten. Die Garnelen dazu geben und braten bis sie rosa sind. Mit Salz und Pfeffer würzen.“ Das schaffe ich.
Von einem „Ehm, was hattest du mit dem Öl eigentlich geplant?“ wurde ich brutal aus meinen Träumereien gerissen. Eine beträchtliche, dunkle Rauchwolke stieg aus der Pfanne auf. „Das gehört so, für die Garnelen und Spargelspitzen muss das Öl richtig heiß sein“ war meine hektische Erwiderung. Etwas zu hektisch warf ich die Garnelenschwänze ins blubbernde Öl. Das Resultat: eine gigantische Stichflamme die mir um ein Haar die schicke neue Föhnfrisur versaute. Auch Mr.Right schien mittlerweile eher schwer als nur ein bisschen beunruhigt. „Weißt du, wir können auch einfach Pizza bestellen…“. Wofür hielt er sich eigentlich? Ich kriege das schon hin und brennen tut schließlich auch nichts mehr. „Ach was, ich mach das schon…gib mir nur noch fünf Minuten“.
Die Dunstabzugshaube rettet den Tag
Ich beginne, vom Rauch zu husten und schalte die Dunstabzugshaube (https://www.nordseekuechen.de/airforce-luna-weiss) ein. Wenigstens die funktionierte. Modell kann ich nur weiter empfehlen. Der Gestank nach verbranntem Öl und etwas zu arg gerösteten Garnelen verzog sich und ich werfe ihm ein ermutigendes Lächeln zu.
Jetzt noch die Spargelspitzen in die Pfanne… ehm Spitzen? Die hatte ich wohl versehentlich anstatt der Enden in den Müll befördert. Könnten die aber auch wirklich mal eindeutiger schreiben im Rezept. Naja, Spitzen oder Enden- den Unterschied merkt ja sowieso keiner.
Jetzt fehlt nur noch die Pasta. Um nicht den gleichen Fehler zu machen wie beim Spargel, goss ich nach fünf Minuten das Wasser ab und versuchte, alles möglichst schick auf zwei Tellern anzurichten. Nach dem mittlerweile sechsten Glas Weißwein wollte mir auch der dekorative Part nur noch bedingt gelingen. Trotzdem beförderte ich drei Minuten später mit einem mittlerweile weniger selbstbewussten Lächeln das Dinner auf den Tisch.
Fazit: ein Rührei mit romantischer Zukunft
Mein Date blickte ein wenig irritiert auf seinen Teller. Ich wünschte ihm guten Appetit und nahm eine Gabel. Hm,… halb rohe Nudeln, faserige, versalzene, grüne Orangen-Pampe und verbrannte Garnelen. Irgendwie hatte ich mir das ganze anders vorgestellt. Als Mr. Perfect meine glasigen Augen und den verzweifelten Blick bemerkt, steht er auf, spült die Pfanne und zaubert aus den Resten meines Kühlschrank ein vorzügliches Rührei. Von da an war es der wohl romantischste Abend meines Lebens. Wir aßen, tranken und lachten über meine nicht vorhandenen Qualitäten als Köchin. Heute sind wir verlobt. Wer in Zukunft kochen wird, ist wohl klar.